MdB-Otten

Braucht Deutschland eine Drohnenarmee?

5. August 2024 Von Gerold Otten

Der Krieg in der Ukraine und zwei Jahre zuvor schon die militärische Auseinandersetzung zwischen Aserbaidschan und Armenien um Bergkarabach zeigen, dass Drohnen aus der modernen Kriegsführung nicht mehr wegzudenken sind. Massenhaft fliegen sie über den Schlachtfeldern, rollen in unwegsame Schützengräben oder arbeiten sich durchs Wasser, um mit hoher Präzision ihre Ziele zu treffen. Militärisch hat da‐ bei die Kombination aus „Aufklärung“ und unmittelbarer „Wirkung“ den Vorteil der schnellen Reaktionsfähigkeit ohne Übertragungsverluste. Aus meiner Sicht ist auch der Einsatz von bewaffneten Drohnen der verbesserte Schutz der eigenen Soldaten. Jahrelang ist in Deutschland durch ideologisch aufgeladene, politisch und nur technisch geführte Diskussionen (z.B. Luftverkehrszulassung) ein zeitgemäßer Fähigkeitsaufbau „Unbemannte Systeme und Drohnenabwehr“ verhindert worden. Nicht nur SPD und Grüne haben aus vermeintlich ethisch-moralischen Gründen der eigenen Truppe im Einsatz in Afghanistan und Mali den Schutz durch bewaffnete Drohnen verweigert, sondern auch die Union aus CDU/CSU hat sich mit dem Begriff der „ethisch neutralen Waffe“ weggeduckt (Verteidigungsminister Thomas De Maizière im Jahr 2012). Während ich als Verteidigungspolitiker der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag die Bewaffnung von Drohnen und die dazugehörige Ausbildung der Soldaten immer wieder gefordert habe, sieht mittlerweile – gezwungen durch die Realität des Drohnenkriegs in der Ukraine – auch die CDU/CSU-Stillstands-Fraktion nach 12 ungenutzt verstrichenen Jahren die Notwendigkeit, bei der Bundeswehr Fähigkeiten zum Umgang, zur Abwehr und zum Kampf mit Drohnen aufzubauen. Ein entsprechender Antrag der CDU/CSU wurde allerdings kürzlich mit den Stimmen der Ampelkoalition abgelehnt, und dass, obwohl Verteidigungsminister Pistorius, SPD, fast täglich das Wort „Kriegstüchtigkeit“ in den Mund nimmt und dabei auf die angeblich durch Russland drohende Gefahr verweist. Richtig ist, dass der Krieg der Zukunft in der Ukraine geübt wird. Das technologische Wettrennen ist längst in vollem Gange. Beide Seiten passen sich an die jeweilige Entwicklung des Gegners an und entwickeln noch wirksamere Gegenmaßnahmen. Zum Schutze der Bürger und der kritischen Infrastruktur unseres Landes vor Drohnenangriffen dringe ich darauf, dass vorrangig eigene, einsatzspezifische Konzepte zur Abwehr von Drohnen entwickelt werden. Angesichts des rasanten technischen Fortschritts auf diesem Gebiet, beschleunigt durch künstliche Intelligenz, ist der kurzfristige Auf‐ bau von Fähigkeiten im Umgang mit Drohnen bei der Bundeswehr ein Muss.