Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Der
Bundestag soll bei diesem Tagesordnungspunkt über zwei Gesetzentwürfe der
Bundesregierung abstimmen. Es geht dabei einerseits um gesetzliche und
verfahrenstechnische Anpassungen im Soldatenversorgungsrecht, andererseits um
einen Gesetzesantrag mit dem Zweck, eine Rehabilitierung von Soldaten zu
erreichen, die bis in das Jahr 2000 aufgrund ihrer homosexuellen Orientierung
oder ihrer geschlechtlichen Identität dienstrechtliche Nachteile in Kauf nehmen
mussten. Beides sind Initiativen, die wir begrüßen. Wir kritisieren aber, dass
hier en bloc über zwei Gesetzesanträge abgestimmt werden soll, die inhaltlich
grundverschieden sind. Sie verdienen es eigentlich, gesondert behandelt zu
werden.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung über die Entschädigung
der Soldatinnen und Soldaten und zur Neuordnung des Soldatenversorgungsrechts
soll unter anderem für eine transparente Kommunikation der Ansprüche von Soldaten
sorgen und neben einer systematischen Neuordnung die Entbürokratisierung und
Digitalisierung des Verfahrensablaufs erreichen. Das soll die Fallbearbeitung
beschleunigen und die entsprechenden Prozesse verbessern. Das ist grundsätzlich
zu begrüßen.
Was nun aber die Rehabilitierung homosexueller Soldaten und
die Änderungsanträge der FDP betrifft, möchte ich hier einige grundsätzliche
Anmerkungen machen:
Wenn gesellschaftliche Erinnerungen sich vorwiegend auf
Unrecht beziehen, dann wird der Bezug auf die kollektive Vergangenheit negativ.
Geschieht das, dann kommt der Gegenwart die Orientierung abhanden, und sie
findet nur noch Halt in einem Hypermoralismus, der selber keine Maßstäbe mehr
hat. Das schrieb sinngemäß bereits 1999 der französische Philosoph und Autor
Alain Finkielkraut. Diese Maßlosigkeit zeigt sich hier vor allem anhand der
Überheblichkeit der heutigen Politikergeneration und der Historikerkaste.
Die Anträge der FDP stehen dafür und das vom vormaligen
Militärgeschichtlichen Forschungsamt erarbeitete Dossier ebenso. Beide
verkennen, dass auch dienstrechtliche Entscheidungen der Vergangenheit – darum
geht es ja beim Erlass von 1984 – immer nur aus ihren Zeitumständen verstanden
werden können. Es ist zwar politisch richtig, dass die damalige Realität heute
als Fehler bewertet wird. Historisch betrachtet ist es aber Fakt, dass bis weit
in die 80er-Jahre hinein ein anderes gesellschaftliches Klima herrschte als
heute.
Homosexualität bei Vorgesetzten wirkte achtungsmindernd auf
Untergebene, störte das Vertrauen und stellte daher letztlich die
Funktionsfähigkeit der militärischen Organisation infrage. Das war eine
Kernaussage des Professors Metzger in der öffentlichen Anhörung. Es ist doch
beschämend, dass ein Jurist dem Bundeswehrhistoriker des ehemaligen
Militärgeschichtlichen Forschungsamts zeigt, wie Geschichtswissenschaft
funktionieren sollte. Der Antrag der Bundesregierung betont ausdrücklich den
pauschalen Charakter der monetären Kompensation und lässt daher
Beantragungshürden auch bewusst niedrig. Das ist gut so und sollte auch so
bleiben. Die vorliegenden Anträge der FDP dienen dagegen nicht gerade dem
Bürokratieabbau in der Bundeswehr und eröffnen Missbrauchsmöglichkeiten bei der
Antragstellung, und das nur, weil Sie hoffen, so könnten Sie bei Ihrer Klientel
in der entsprechenden Community punkten – auf Kosten der Steuerzahler
natürlich. Das lehnen wir selbstverständlich ab.
(Beifall bei der AfD)
Meine Damen und Herren, die Soldaten schwören, unserem Land
treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu
verteidigen – die Ministerin hat es eben auch schon vorgetragen –, nötigenfalls
auch unter dem Einsatz von Leib und Leben. Eine anständige Besoldung und
adäquate Fürsorge des Staates sind daher das Mindeste, was wir ihnen schuldig
sind. Wahr ist aber auch, dass Soldaten einer ideellen Rekompensation bedürfen,
die in Geldwert nicht gemessen werden kann. Dem widerspricht aber die Realität
in diesem Land. Links-grüne Medien und weite Teile des gleichen politischen
Spektrums stehen der Bundeswehr und den Soldaten ablehnend bis feindlich
gegenüber. Stichworte sind hier re:publica, der Umgang mit Jugendoffizieren
oder KSK sowie militärisches Selbstverständnis und militärische Traditionen.
Ganz oben steht eine politische Führung, die sicherheits- und
verteidigungspolitisch ziel- und planlos agiert – anders als die israelische
Regierung und die Israel Defense Forces, denen ich an dieser Stelle meine
ausdrückliche Unterstützung zusichere und denen ich, wie mein Kollege Lucassen
gestern schon, viel Erfolg im Kampf gegen die Hamas-Terroristen wünsche. Vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der AfD)